Neue Transparenz bei Riester: Besser vergleichen mit Beipackzettel
Das Expertenurteil ist klar: Bei Riester-Produkten sind Geringverdiener und solche mit weit überdurchschnittlichem Einkommen im Vorteil. „Wer richtig spart, kann von der Riester-Rente profitieren“, sagt Gundula Roßbach, die neue Chefin der Deutschen Rentenversicherung. Voraussetzung sei der genaue Vergleich der Produkte vor Abschluss und das Durchhalten bis zum Schluss.
Hier soll eine neue Transparenzoffensive der Riester-Rente einen neuen Schub geben. So sollen die seit Januar 2017 obligatorischen Beipackzettel, die sogenannten Produktinformationsblätter (PIB), die Beurteilung und den Vergleich der Produkte erleichtern.
Außerdem plant die Bundesregierung, die staatliche Zulage von 154 auf 165 Euro pro Person und Jahr zu erhöhen. Darüber hinaus soll es einen Freibetrag von rund 200 Euro für die Anrechnung auf die Grundrente geben. Auch die Produktseite ist in Bewegung, die Angebote werden zunehmend renditeorientierter ausgestaltet.
Riesterprodukte nur noch mit Beipackzettel
Versicherer müssen ihre Kunden und solche, die es werden sollen, seit Beginn des Jahres zu Risiken und Nebenwirkungen von bestimmten Produkten in der Altersvorsorge informieren. Die Produktinformationsblätter hat das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) gesammelt und als PDF-Dokument veröffentlicht. Damit sollen die Riester- und Rürup-Renten besser vergleichbar werden. Die sogenannten Produktinformationsblätter sollen einen schnellen Überblick geben zu Rendite-Risiko-Profil und Kosten der Verträge.
Welche Informationen ein PIB enthalten muss, erfahren Sie im folgenden Überblick:
- Produktbeschreibung
Hier finden Sie allgemeine Informationen darüber, worum es sich bei einem Riester-geförderten Produkt handelt.
- Chancen-Risiko-Klasse
Die Chancen-Risiko-Klasse (“CRK”) gibt an, in welchem Verhältnis eine mögliche zu erwartende Verzinsung mit dem Anlagerisiko steht.
Der Vergleich bezieht sich ausschließlich auf andere geförderte Altersvorsorgeprodukte. Zur CRK 1 gehören Produkte mit hoher Sicherheit, dafür aber niedrigen Ertragschancen. Ab CRK 2 besteht ein moderates Verlustrisiko, das heißt der Versicherer garantiert zugunsten möglicher höherer Renditen mitunter keinen Beitragserhalt. Die höchste Chancen-Risiko-Klasse CRK 5 ist dementsprechend die riskanteste.
- Basisdaten
Hier finden Sie genauere Angaben zu Ihrem Produkt, ob es sich beispielsweise um eine Rentenversicherung, einen Sparplan oder einen sogenannten Wohn-Riester handelt. Ebenfalls sind in diesem Abschnitt Informationen über die Beitragszahlungsweise aufgeführt.
- Steuerliche Förderung
Der Hinweis zur möglichen, gesondert zu beantragenden steuerlichen Förderung darf nicht fehlen und ist in diesem Abschnitt zu finden.
- Beispielrechnung
Die Beispielrechnung soll Ihnen einen Überblick geben, wie sich das konkrete Produkt in verschiedenen voneinander abweichenden Renditeszenarien entwickeln kann.
- Ihre Daten
Auf einen Blick sehen Sie hier, ob der Versicherer beispielsweise sämtliche Kinder vertraglich berücksichtigt hat. Unter diesem Punkt ist auch der Beginn der Auszahlungsphase aufgeführt und wieviel Sie bis dato in den Vertrag eingezahlt haben.
- Anbieterwechsel/ Kündigung
Die Versicherer müssen Sie darüber in Kenntnis setzen, dass Sie bei Kündigung sämtliche staatlichen Zulagen zurückzahlen müssen. Ein Anbieterwechsel ist dagegen ohne Verlust der Zulagen möglich. Allerdings fallen dann gegebenenfalls wieder erneute Abschlusskosten an.
- Effektivkosten
Die Effektivkosten in den Produktinformationsblättern für staatlich geförderte Altersvorsorgeprodukte geben an, um wie viele Prozentpunkte die Kosten eines Vertrages die Rendite während der Ansparphase sinken lassen. Aus einer jährlichen Rendite vor Kosten von beispielsweise 3,0 Prozent wird bei Effektivkosten von 0,8 Prozent eine Rendite nach allen Kosten von 2,2 Prozent pro Jahr.
Die Effektivkosten beziehen sich auf den Fall, dass der Vertrag wie geplant erfüllt wird. Höhere oder niedrigere Beitragszahlungen, Beitragsfreistellung oder Kündigung verändern das Preis-Leistungs-Verhältnis.
Experten empfehlen, zunächst eine Entscheidung für einen bestimmten Produkttyp und eine gewünschte Chancen-Risiko-Klasse zu treffen und anschließend die Effektivkosten verschiedener Angebote zu vergleichen.
- Einzelne Kosten
Sämtliche Details zu den laufenden Verwaltungskosten sowie den einmaligen Abschlusskosten und gegebenenfalls weiteren Kostenbestandteilen muss der Versicherer hier aufführen. Sämtliche Kosten müssen individuell aufgeschlüsselt sein.
- Absicherung der Anbieterinsolvenz
Der Hinweis, dass der Versicherer Mitglied der Sicherungseinrichtung Protektor ist und dadurch auch im Fall einer Insolvenz 95 Prozent der Ansprüche gesichert sind, ist obligatorisch.
Das BZSt hat für alle, die hier noch weiter ins Detail gehen möchten, eine Informationsbroschüre von 40 Seiten erarbeitet.
Profitieren durch Zulagen und Steuervorteile
Geringverdiener können bereits heute mit einem Mindestbeitrag von 60 Euro im Jahr die vollen 154 Euro Grundförderung pro Jahr ergattern und pro Kind darüber hinaus zusätzlich je 300 Euro. Damit erwerben sie fürs Alter unpfändbares Vorsorgekapital.
Besserverdienende profitieren dagegen von Steuervorteilen. Denn wer als Gutverdiener einen Teil seines Verdienstes in eine Riester-Rente einzahlt, spart sich dafür die Einkommenssteuer. Bei Rentenbezug ist dann zwar die volle Steuer zu bezahlen – zu einem aber mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich niedrigeren Steuersatz. Die vollen Zulagen bekommt jeder Angestellte, der mindestens vier Prozent seines Einkommens in ein Riester-Produkt einzahlt. Auch Selbständige können unter Umständen förderberechtigt sein – entweder mittelbar über den Ehepartner oder unmittelbar, wenn sie gesetzlich pflichtversichert sind.
Wer ein paar zentrale Punkte zum Vertragsbeginn, zu Steuern und Zulagen beachtet, kann sich bereits mit überschaubarem Aufwand seine perfekte Riester-Rente stricken.
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